Commodore 64

Angesichts des heutigen Upgrade-Wahns erscheint es undenkbar, dass ein Computer nahezu 11 Jahre lang technisch unverändert gebaut und verkauft wurde. Commodore ist dieses Kunststück mit dem C64 gelungen, einem Computer, von dem fast jeder der heutigen PC-Fachleute sagt, "mit dem hab ich auch angefangen".

C64 mit Peripherie

C64 mit Peripherie

Anfang 1981 wurde mit der Entwicklung der Chips begonnen, die eigentlich für die nächste Videospielgeneration gedacht waren (ähnlich wie beim VC-20). Ein erstes Projekt das diese Chips nutzte war der in Deutschland als VC-10 angekündigte Commodore Max, der nur kurzfristig in Japan verkauft wurde.

Trotz dieses Mißerfolges machten einige Commodore Entwickler (darunter die Entwickler des VC 20, Robert Russell und Robert Yannes) dem Chef von Commodore Jack Tramiel den Vorschlag, aus den Chips einen echten Low-Cost Rechner zu machen. Jack war einverstanden - wenn der Rechner einen Speicher von 64 KByte bekam. Der Computer sollte schon im Januar 1982 auf der Winter Consumer Electronics Show vorgestellt werden sollte. Zwei Tage nach dieser Entscheidung war das Design bereits fertig und Ende Dezember 1981 wurden fünf Prototypen des VIC-40 (der Entwicklungstitel des C64) gefertigt. Auf der Winter CES wurde schließlich der Commodore 64 vorgestellt, komplett mit 64 KByte RAM, leistungsfähigem Videochip und vollwertigem Synthesizer, für nur 595 US Dollar. Da es kaum nennenswerte Konkurrenz gab erregte der neue Rechner viel Interesse und die Weiterentwicklung zum fertigen Produkt wurde genehmigt. Nach einigen Verfeinerungen wurde die Produktion im August 1982 im großen Maßstab angekurbelt.

Aufgrund seiner damals sehr guten Leistungsdaten und seines gleichzeitig äußerst günstigen Preises erlebte dieser Rechner einen Höhenflug, der heute noch seinesgleichen sucht. Er wurde zum defacto Standardcomputer, so wie der PC heutzutage. Gegenüber dem Apple ][ waren seine Aufrüstmöglichkeiten recht spärlich und seine CPU gegenüber den 8-Bit Ataris recht langsam, aber der Preis und die Grafik und Soundchips machten dies mehr als wett.

Aufbau und Allgemeines

Der Rechner besteht prinzipiell aus einer 6502-kompatiblen CPU, dem 6510 Prozessor und zwei Spezialchips, dem VIC-II (Video Interface Controller II), Nachfolger des im VC-20 eingesetzten Bausteins der die Bildausgabe übernimmt, und dem SID (Sound Interface Device), der sich um die Tonausgabe kümmert. Dazu kommen noch zwei CIAs (Complex Interface Adapter), die den Kontakt zur Außenwelt mittels Ansteuerung der Ports, Tastaturabfrage usw. herstellen.

Damit der Rechner nach dem Einschalten auch was von sich gibt, enthalten die älteren Modelle insgesamt 3 ROM-Bausteine, die das BASIC, den Kernel mit Betriebssystemfunktionen und die Zeichendarstellungen enthalten. Da die CPU nur einen Adressbereich von 64 KByte hat, der Arbeitsspeicher plus ROMs und Farb-RAM aber 84,5 KByte groß ist, mußten sich die Entwickler etwas einfallen lassen. Mithilfe einer sogenannten PLA und einem zusätzlichen 6-Bit breiten I/O-Port des Prozessors kann man die ROMs sowie den I/O-Bereich ein und ausblenden um den gesamten Speicher anzusprechen. Schreibt man bei eingeblendetem ROM in einen ROM Speicherbereich, so wird in das "darunterliegende" RAM geschrieben, beim Lesen kommen die Daten jedoch vom ROM - so kann man beispielsweise das Zeichensatz-ROM einfach in den Speicher kopieren und dann das ROM abschalten - als Endergebnis kann man den Zeichensatz abändern.

Streng genommen besitzt der C64 sogar mehr als 64 KByte RAM - das sogenannte Farb-RAM befindet sich normalerweise im I/O Bereich und dient dazu den Zeichen ihre Farbe zu geben. Insgesamt gibt es 1024 Speicherstellen in diesem Bereich, jedoch ist jede nur 4 Bit breit. Ursprünglich war das Farb-RAM in einem eigenen SRAM Baustein untergebracht, im Laufe der Kostenoptimierung landete es aber bei späteren Modellen des C64 zusammen mit der PLA in der sogenannten MMU.

Das eingebaute BASIC V2 entspricht dem des VC20. Die Funktionsvielfalt hält sich ziemlich in Grenzen, nach Befehlen zum Ansprechen der besonderen Fähigkeiten sucht man vergebens. Alternativen sind entweder Massen von Poke- Befehlen oder der Einsatz von Assembler. Das bereits vorhandene und bessere Basic 4.0 der neueren PETS wurde aus Kostengründen nicht verwendet. Die grafische Standardbenutzeroberfläche des C64 ist GEOS.

Versionen

Vom Commodore 64 gibt es, bedingt durch die lange Produktionsdauer von immerhin fast 12 Jahren, sehr viele überarbeitete Versionen. Dabei wurde meist nur die Hardwareintegration erhöht um die Produktionskosten zu senken - zuletzt betrugen die Herstellungskosten pro Rechner weniger als 5 Dollar!

Originalversion: (1982)

Die Originalversion

Die Originalversion

Diese Version wurde in einem braunen Gehäuse mit fast schwarzen Tasten ausgeliefert und wird üblicherweise "Brotkasten" genannt. Äußerlich gibt es kleine aber feine Unterschiede zwischen den ersten ausgelieferten Modellen und den Nachfolgern. Die F-Tasten sind orange, die "64" des "Commodore 64" Logos ist direkt neben der Power-LED statt dem Text "POWER", und einige frühe Rechner haben die alte VC-20 Tastatur mit rechteckigen Buchstaben, obwohl da vermutlich nur Reste verbaut wurden. Der Videoausgang war bei diesen ersten Versionen nur 5-polig. Praktisch alle Bausteine waren gesockelt. Insgesamt waren 8 RAM-Bausteine nötig um auf 64 KByte zu kommen. Kernel, DOS und BASIC waren in getrennten Bausteinen untergebracht.

Diese Rechner hatten eine sehr hohe Rücklaufrate, die Hälfte der verkauften Rechner  waren nach einer Woche defekt. Da aber Commodore diese in Rekordzeit austauschte redete niemand groß darüber. Innerhalb eines halben Jahres bekam man die Fertigung dann auch in den Griff.

Revision A, B und C: (1983)

Der bekannteste C64

Der bekannteste C64

Bei der Originalversion gab es schwere Fehler im Betriebssystem, darunter einer, der einen Absturz bei bestimmten Farbkombinationen erzeugte. Darum folgte der Originalversion schnell die Revision A, die viele Fehlerbehebungen enthielt.

Aber selbst diese Version enthielt noch einen Fehler, allerdings keinen wirklich gravierenden. Der Poke-Befehl machte Schwierigkeiten. Wenn man etwas in den Bildschirmspeicher pokete wurde das Farb-RAM nicht korrekt gesetzt, also erschien der gewünschte Buchstabe entweder gar nicht oder in einer ganz anderen Farbe. Revision C beseitigte auch diesen Bug.

Diese Versionen waren die ersten mit dem typischen Regenbogen- "Commodore 64"-Logo. Bei der Power-LED steht jetzt auch "Power". Die F-Tasten waren jetzt braun statt orange. Ab dieser Version war der Videoausgang 8-polig. Einige Bausteine waren jetzt direkt auf die Platine aufgelötet. Beim Übergang von Revision A zu B wurde der Videoschaltkreis vereinfacht, die vielen TTL-Chips, die sowohl Pixel- als auch Farbtakt lieferten wurden durch einen einzigen Chip namens MOS-8701 ersetzt. Darüber hinaus wurden lediglich die Positionen einiger Bausteine etwas verändert.

"Aldi" - Commodore 64 (1986)

Der Aldi-64er

Der Aldi-64er

Quasi der Vorläufer des C64c. Bei diesem Rechner handelt es sich um einen leicht gestutzen C64 mit der neuen Platine des C64c, dem die 9V Spannung am User-Port fehlt. Verpackt wurde das ganze im alten braunen Brotkastengehäuse mit den weißen Tasten des C64c. Durch die Tatsache, dass er hauptsächlich von der Supermarktkette Aldi vertrieben wurde, hat er seinen (inoffiziellen) Namen von der Zeitschrift "64er" bekommen.

Obwohl der Rechner nur in Deutschland verkauft wurde, wurde er in den USA hergestellt. Dieser Rechner ist übrigens NICHT identisch mit dem C64G!

Commodore 64c (1986)

Der C64c (C64-II)

Der C64c (C64-II)

1986 dachte man bei Commodore über Möglichkeiten nach, den C64 günstiger herstellen zu können. Das Resultat war der C64c, der manchmal auch C64-II genannt wurde. Bei diesen Rechnern wurde erstmals eine komplett neugestaltete Hauptplatine eingesetzt und die meisten Chips durch in HMOS- Technologie gefertigte ersetzt. Viele Bauteile wurden höher integriert, und bei dieser Gelegenheit wurde auch der SID-Chip durch den überarbeiteten 8580 ersetzt. Dies führte jedoch zu einer klanglichen Einschränkung, Details können auf der SID-Seite nachgelesen werden.

Diese Änderungen an der Hauptplatine machten Probleme mit einigen Erweiterungen (Floppyspeeder usw.) die auf eine bestimmte Chipanordnung hin zugeschnitten waren. Leider war der Anteil der gesockelten Bausteine wieder zurückgegangen, was insbesondere beim Wechsel von ROM-Bausteinen (wieder das Thema Floppyspeeder etc.) problematisch und mit viel Aufwand verbunden war. Was dies noch erschwerte war die Tatsache, daß durch die Bauteilintegration das BASIC und Kernal-ROM jetzt in einem einzelnen Baustein untergebracht waren.

Die aufwendige und sich stark erwärmende Spannungsumwandlung im alten 64er fiel weg. Die PLA und einige TTL-Bausteine wurden durch die neue MMU (nicht verwechseln mit der MMU im C128) ersetzt. Bei späteren Revisionen wurde noch das Color-RAM in die MMU verlagert. Die Anzahl der RAM-Bausteine für den Hauptspeicher schrumpfte von ehemals 8 auf 2. Der VIC wurde durch den 8562 bzw. 8565 ersetzt, die mit 5 V statt 12 V liefen.

Die ersten Rechner wurden mit einer weißen Version der alten Tastatur ausgeliefert, spätere Versionen bekamen die Tastenbeschriftung des C128. Die Power-LED hatte mal die Farbe Rot, mal war sie grün, offenbar je nach Lagerbestand und Revision. Frühere Gehäuse waren aufschraubbar, spätere verwendeten Plastikschnapper.

Einige dieser Rechner wurden auch mit einer besonderen Einsteigerausgabe des berühmten Magazins 64er sowie der Version 1.5 von GEOS ausgeliefert.

Commodore 64G (1987)

Der C64G (C64-III)

Der C64G (C64-III)

Die letzte Inkarnation des Rechners sah äußerlich aus wie die erste, aber wurde in einem weißen Gehäuse mit der Tastatur der neueren C64c ausgeliefert. Die Power-LED war meist Grün statt Rot, aber auch hier gab es Ausnahmen. Innen kam eine nochmals überarbeitete C64c Platine zum Einsatz. Die Kostenersparnis ging so weit, dass wie beim Aldi-C64 statt dem metallenen Typenschild nur eine bedruckte Folie verwendet wurde. Praktisch alle Bausteine waren direkt aufgelötet.

Sondermodelle

Neben den normalen Serienmodellen gab es auch einige Sonderversionen, die keine so hohe Auflage wie der normale Rechner hatten:

Executive 64 - SX-64 (1983)
Commodore 64 Games System (1990)

Goldener Commodore 64 (1986)

Goldener C64

Die Goldenen C64 wurden anlässlich des 1.000.000 verkauften C64 in Deutschland in begrenzter Stückzahl produziert. Angeblich hat es nur 200 Stück gegeben, die bekannten Seriennummern reichen aber weit darüber hinaus. Vermutungen gehen bis zu 1000 Stück. Die Rechner (offiziell Seriennummer 1.000.000 bis 1.000.199) wurden der Öffentlichkeit im BMW-Museum in München vorgestellt. Eines der Geräte (Seriennummer 1.000.058) wurde dem 64'er Magazin geschenkt.

Educator 64

PET 64

Dies ist die "Schulversion" des C64. Man verpackte damals den C64 ins Gehäuse eines PET und verkaufte die Rechner an Schulen. Das Gehäuse hatte wohl den Vorteil, daß es weniger leicht zu stehlen war (offenbar ein großes Problem an Schulen) als ein normaler C64.

Verkaufte Exemplare

Trotz der Tatsache, daß der C64 Ende der 80er eigentlich technisch schon lange überholt war, wurde er bis 1993 gebaut. Die Schätzungen über die verkauften Exemplare gehen von 10 Millionen bis 30 Millionen (Guiness Buch der Rekorde). Der plausibelste Wert ist etwa 17 Millionen und wenn man die Derivate wie den C128 mitrechnet kommt man auf etwa 22 Millionen. Dies macht ihn unangefochten zum meistverkauften Computer aller Zeiten.

Man darf ihn hierbei nicht mit dem PC oder den heutigen Spielkonsolen vergleichen, die wesentlich höhere Absatzzahlen erreichten, denn erstens hat sich die Hardwareleistung des 64ers über die Jahre nicht verändert und zweitens war der Markt Anfang der 80er wesentlich kleiner und die Akzeptanz der neuen Technik gegenüber wesentlich geringer als heute.

Screenshots
Das EinschaltbildEinschaltbild Educator 64Simon's BASICVisible Solar SystemInternational SoccerWizard of WorJack AttackJupiter LanderRadar Rat RaceClystronKatakisWarhawkThe Commodore 64In more homes...
Zeitungsartikel
Datenblatt Commodore 64
Erscheinungsjahr: September 1982
Ca. Neupreis: 649,- DM
$ 595,-
Prozessor: MOS 6510 / 8500 (je nach Baujahr)
Taktfrequenz: 0,985 Mhz in PAL-Rechnern
1,022 MHz in NTSC-Rechnern
Arbeitsspeicher: 64 KByte, davon 38911 Bytes unter BASIC frei
ROM: 20 KByte:
- Basic V2.0 (8 KByte)
- Kernal (8 KByte)
- Zeichensatz (4KByte)
ROM kann bei Bedarf ausgeblendet werden, um die vollen 64 KByte als RAM ansprechen zu können.
Betriebssystem: Basic V2.0
Grafikchip: MOS 6566 / 6567 / 6569 / 8565 / 8562 "VIC-II" (je nach Fernsehnorm und Baujahr)
Soundchip: MOS 6581 / 8580 "SID"
Ein-Ausgabechip: 2x MOS 6526 "CIA"
Tastatur: 66 Tasten, im Gehäuse eingebaut
Gehäuseform: Tastaturcomputer (Brotkasten)
Anzeige: Fernseher
Composite-Monitor
S-Video Monitor
Erweiterungsmöglichkeiten: Modulsteckplatz
User-Port
Ein-Ausgabe: Modulsteckplatz
Userport
Zwei Joystick-Ports
Fernsehanschluß
SVHS und Composite-Monitoranschluß (beinhaltet auch Audio)
Serieller Port für Drucker und Diskettenlaufwerke
Spezielles Tape-Interface mit 300 bps